Wichtige Prostata-Vorsorge - Interview mit Prof. Dr. Andreas Blana - einer der führenden Urologen Deutschlands und Chefarzt im Klinikum Fürth

Ab welchem Alter sollte „Mann“ – und in welchen zeitlichen Abständen zum Urologen?

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■ Prostatakrebs nimmt seit fast drei Jahrzehnten stetig zu und ist inzwischen die häufigste Krebserkrankung von Männern in Deutschland. Das ist überwiegend unter anderem auf den Einsatz neuer Methoden zur Früherkennung zurückzuführen, durch die mehr Prostatakarzinome, vor allem im Frühstadium, entdeckt werden. Vor dem 50. Lebensjahr ist Prostatakrebs selten; die meisten Neuerkrankungen treten bei Männer ab ca. 70 Jahren auf. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben zu sein, ist mit 91% die zweithöchste unter allen Krebserkrankungen in Deutschlands. Pressebüro-Redakteur Leo Loy sprach über dieses Gesundheitsproblem bei Männern mit Prof. Dr. Andreas Blana, Chefarzt im Klinikum Fürth, einer der führenden Urologen Deutschlands, und fragte ihn:

 

Was sind eigentlich die typischen Frühwarnzeichen und Symptome von Prostatakrebs?

Das Prostatacarcinom hat keine Frühwarnzeichen. Erst wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist bemerken dies die Patienten. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Männer die empfohlene Früherkennungsuntersuchung wahrnehmen.

Wie entstehen denn ein Prostatakarcinom und was sind die Risikofaktoren?

Der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten eines Prostatacarcinoms ist das Alter. Dies bedeutet, dass je älter ein Mann wird desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einen solchen Tumor entwickelt. Daneben gibt es auch eine familiäre Häufung, so haben zum Beispiel Männer, deren Brüder oder Väter ein Prostatacarcinom entwickelt haben ein zweifach erhöhtes Risiko, dass sie ebenfalls im Laufe ihres Lebens an einem Prostatacarcinom erkranken. Mittlerweile hat sich auch gezeigt, dass Brustkrebserkrankungen in der Familie ebenfalls das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Der Lebensstil und die Ernährung sind nur sehr schwache Faktoren, bedeutend ist aber auch die Herkunft der Männer. So ist die Erkrankung beispielsweise in Asien deutlich seltener als in Deutschland.

Prostatakrebs in Deutschland: Tendenz eher zunehmend?

In den letzten Jahren kam es in Deutschland zu einer leichten Zunahme der Prostatacarcinomfälle.

Wie hoch ist die Überlebensrate bei Prostatacarcinom?

Die Überlebensrate beim Prostatacarcinom ist sehr stark vom Tumorstadium bei Diagnosestellung abhängig. Insgesamt kann man sagen, dass ein Grossteil der Patienten bei früher Diagnose geheilt werden kann bzw. dass auch Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien so lange geführt werden, dass sie nicht immer am Prostatacarcinom, sondern ggf. auch mit einem Prostatacarcinom versterben. Dies wird auch an den Zahlen deutlich die für Deutschland gelten. Es gibt ca. 70000 Neuerkrankungen pro Jahr, es sterben jedoch gleichzeitig nur 13000 Patienten pro Jahr an dieser Erkrankung.

Wie kann man diese Erkrankung vermeiden?

Eine echte Vermeidung des Prostatacarcinoms ist nicht möglich, das es, wie bereits erwähnt, keine möglichen beinflussbaren Risikofaktoren gibt. Was man aber sehr wohl vermeiden kann, sind Probleme durch ein fortgeschrittenes Tumorstadium, in dem möglichst viele Männer zur empfohlenen Früherkennungsuntersuchung gehen.

Jede Vorsorge ist wichtig: Ab welchem Alter sollte „Mann“ – in welchen zeitlichen Abstand zum Urologen?

Für Männer in Deutschland gilt, dass sie ab dem 45. Lebensjahr zu einer jährlichen Früherkennungsuntersuchung der Prostata gehen sollten. Wenn ein Bruder oder der Vater des Mannes an einem Prostatacarcinom erkrankt sind, sollte die Früherkennungsuntersuchung bereits schon ab dem 40. Lebensjahr wahrgenommen werden.

Wie verläuft eine Prostatavorsorge-Diagnose: Abtasten? Ultraschall? Auch eine Magnetresonanztomographie?

Die Früherkennungsuntersuchung, die von den Krankenkassen übernommen wird, besteht lediglich in einer Tastuntersuchung über den Enddarm. Dies ist jedoch zur Erkennung von frühen Tumorstadien, die dann auch heilbar sind, nicht ausreichend. Wenn der Tumor bereits getastet werden kann, sind viele Tumoren nicht auf die Prostata beschränkt, zusätzlich können nur solche Tumoren getastet werden, die auf der Rückseite der Prostata Richtung Enddarm wachsen. Aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Urologie neben der Fingeruntersuchung der Prostata eine Früherkennung mittels eines Tumormarkers (prostataspezifisches Antigen, PSA). Weitere Untersuchungen sind als Früherkennungsuntersuchung nicht sinnvoll. Erst wenn eine oder beide Tests zur Früherkennung auffällig sind, sind weitere diagnostische Verfahren angezeigt.

Herr Professor Blana, wir danken für dieses Interview.

Foto: Leo Loy