Prof. Dr. med. Markus Kleemann: Neuer Chefarzt in der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie

 WMP4963Vorsorge, Früherkennung, Verhinderung von Dickdarm-krebserkrankungen

Medizin in der Metropolregion: Innerhalb der Nürnberger Erler-Kliniken hat die : "Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie" einen hervorragenden Ruf - ob im ambulanten oder stationären Bereich. Behandlungs-Schwerpunkte sind unter anderem Chirurgie des Verdauungstraktes, Schilddrüsen-Chirurgie, Probleme bei Sodbrennen, „Hernien und Leistenbruch“, „Enddarm, Darmkrebs und Hämorrhoiden“. Unter anderem steht Darmkrebs-Vorsorge an erster Stelle, Vorsorge und Früherkennung sowie Verhinderung von Dickdarmkrebserkrankungen sind Prof. Dr. med. Markus Kleemann (50) und seinem Team in der Nürnberger „Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie" ein großes Anliegen. Prof. Dr. med. Markus Kleemann (50) ist Nachfolger von Dr. Bernolf Eibl-Eibesfeldt, der als Chefarzt fast ein Vierteljahrhundert die internistische Klinik in den Nürnberger Dr. Erler-Kliniken leitete. Prof. Dr. Markus Kleemann wurde in Fürth geboren, studierte an der Universität Erlangen Medizin, nach einer Spezialausbildung im Bereich chirurgische Endoskopie war er als Mediziner weltweit unterwegs, zuletzt war er Leitender Gefäßchirurg an der Uniklinik Schleswig Holstein  (Campus Lübeck). Kleemanns medizinischen Erfolge sind international gelistet.

Pressebüro-Nürnberg-Redakteur Leo Loy sprach mit Prof. Dr. Markus Kleemann  und fragte ihn:

 

Medizinische Themen rückten in den vergangenen zwei Jahren aus Corona-Gründen zunehmend in den Hintergrund. Beispielsweise erkranken in Deutschland jährlich über 60.000 Menschen an Darmkrebs - ein fast vergessenes medizinisches Thema. Geraten viele Gesundheits-Vorsorge-Empfehlungen im internistischen Bereich nicht zunehmend in den Hintergrund?

Ja und nein. Es gibt derzeit schon Hinweise, dass die Covid-19-Pandemie Tumorvorsorge im Allgemeinen vorübergehend in den Hintergrund gerückt hat. Aber ich denke, wie bei vielen anderen Dingen des täglichen Lebens,  wird die Tumorvorsorge mittelfristig auch das Vor-Corona-Niveau wieder erreichen. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch zu viele Menschen nicht an Vorsorgeprogrammen teilnehmen. Wir Männer sind hier eher ein schlechteres Beispiel. Als Regionalleiter der Stiftung Lebensblicke, einer Stiftung die sich der Vorsorge von Dick- und Enddarmkrebs verschrieben hat, sehe ich aber eher Chancen als Risiken. Es wird unsere ärztliche Aufgabe sein, weiter intensiv auf die exzellenten Vorsorgeuntersuchungen allzeitig hinzuweisen.

 

Nennen Sie uns bitte die drei wichtigsten  Vorsorge-Untersuchungen überhaupt – und ab welchem Alter und in welchen Abständen sollten Sie durchgeführt werden?

Nach wie vor ist die Endoskopie, also die Spiegelung des Dick- und Enddarmes, der sogenannte medizinische Goldstandard. Aus diesem Grunde müsste ich Ihre Frage mit 1. Endoskopie 2. Endoskopie und 3. auch Endoskopie beantworten. Als Alternative kann eine computertomographische Untersuchung erfolgen, falls eine Koloskopie technisch nicht möglich ist, oder der Patient diese ablehnt. Auch hierfür muss der Dickdarm mit einer Trinklösung entsprechend vorbereitet und gereinigt werden. Als Fachmann will und muss ich auch auf weniger invasive Untersuchungen hinweisen, wie den Test auf nicht-sichtbaren Blut im Stuhl. Auch dieser hat einen festen Stellenwert in der Vorsorge und kann die Hürden zur Vorsorge abbauen helfen. Seit 2019 sind diese Vorsorgeuntersuchungen fest in der Altersgruppe der 50-65 Jährigen Bevölkerung verankert. Bei Männern sollte eine erste Dickdarmspiegelung ab dem 50, bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr erfolgen. Eine Wiederholung nach 10 Jahren wird empfohlen.

 

Wie wichtig ist Dickdarmkrebs-Vorsorge?

Da Dickdarm- und Enddarmkrebs potentiell heilbare Erkrankungen sind, ist die Vorsorge ein Geschenk. Je früher Sie einen Krebs erkennen können, desto höher sind die Heilungsraten. Wir sehen leider immer noch Menschen, bei denen der Krebs derart weit fortgeschritten und das Langzeitüberleben stark eingeschränkt ist.

 

Gehören auch regelmäßige Magenspiegelungen zu den sinnvollen Routine-Vorsorge-Untersuchungen?

Nein. Eine Screening Spiegelung für die gesamte Bevölkerung ergibt keinen Sinn. Ausnahmen können aber eine familiäre Vorbelastung bei bestimmten Magen-Darm Erkrankungen sein.

 

Wie „funktioniert“ eine Dickdarm-Vorsorge oder –Spiegelung?

Im Prinzip ganz einfach. Der Patient trinkt eine bestimmte Menge einer mehr oder minder gut nach Apfel- oder Orangen schmeckenden Flüssigkeit und bekommt dann Durchfall. Die vom Stuhl gereinigte Schleimhaut wird dann über ein dünnes und sehr weiches flexibles Endoskopie durch den Arzt oder die Ärztin angeschaut. Ich selbst habe das nun bereits 2x hinter mir und muss sagen: es ist machbar, es gibt aber schönere Dinge im Leben.

 

Kann eine ungesunde Ernährung am Darmkrebs schuld sein?

Ja, einen Schutz vor Darmkrebs gibt es leider nicht. Die deutsche Krebsliga formuliert das wie folgt: „Ein gesunder Lebensstil kann … das Risiko einer Darmkrebserkrankung senken: Halten Sie Ihr Gewicht im Normalbereich. Bewegen Sie sich ausreichend. Essen Sie wenig rotes und verarbeitetes Fleisch, dafür genügend Lebensmittel, die viel Nahrungsfasern enthalten (z. B. Vollkornprodukte, Gemüse und Früchte).Trinken Sie wenig Alkohol. Rauchen Sie nicht.“

 

Und die Tendenz bei Darm- und Magenkrebs - zunehmend oder rückläufig?

Erfreulicherweise ist die Rate an Neuerkrankungen in Deutschland seit vielen Jahren rückläufig, sicherlich auch ein Verdienst nicht nur der Medizin, sondern auch der Medien und der Politik, die immer wieder das Thema in den Vordergrund stellen. Und natürlich auch der Stiftung Lebensblicke.

 

Wie wichtig ist die „Chirurgie des Verdaungstraktes“ - welche Entwicklung gibt es hier in den zurückliegenden Jahren?

Für einen Bauchchirurgen ist die Chirurgie des Verdauungstraktes naturgemäß ein wichtiger Lebensinhalt. Wir operieren ja auch oft bekanntere Erkrankungen wie die Refluxerkrankung bei Sodbrennen, die „Blinddarmentzündung“ oder die „Gallensteine“. In der Vergangenheit war die Entwicklung der minimal-invasiven Chirurgie der entscheidende Schritt nach vorn. Heute ist die Entwicklung und Anwendung der robotischen Chirurgie sicherlich ein spannendes Thema. Derzeitig stehen allerdings meßbare Vorteile für Patientinnen und Patienten noch aus. Ich erwarte für die Zukunft durch neue technische Ansätze hier einen Fortschritt. Glücklicher wäre ich allerdings, wenn durch deutlich mehr Früherkennungsmaßnahmen Tumore erkannt und entfernt werden könnten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: "Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie"